Mein Geburtsort Jenkofen /Ndb.

Meine Eltern stammten aus Schlesien bzw. Sachsen und "landeten" zum Ende des 2. Weltkriegs in Jenkofen Lkr. Landshut, wo sie sich kennlernten und mein jüngerer Bruder und ich geboren wurden.

Unsere Familie zog als ich vier Jahre alt war, nach Haar bei München, sodaß ich an meinen Geburtsort nur wenige Erinnerungen habe.

 

Im Juni 2017 ergab sich die Gelegenheit Landshut und Jenkofen zu besuchen. Ich lieh mir bei der Mesnerin den Schlüssel aus, um zum ersten mal die Kirche zu besichtigen. Erst zu diesem Zeitpunkt, also mit über 70 Jahren, erfuhr ich, welch bedeutsames Bauwerk direkt neben meinem Geburtshaus stand.

 

Zitat aus der Beschreibung:

Wallfahrtskirche Mariä unbefleckte Empfängnis Jenkofen

Die Filialkirche in Jenkofen zählt zu den kunstreichsten Baudenkmälern der weiteren Umgebung der Stadt (Landshut). Diese besondere Kirche steht in der Haager Liste mit folgendem Text:"Kunsthistorisch  wertvolles Kulturgut, von nationaler Bedeutung:"

 

Zufällig traf ich eine jüngere Frau, der ich erzählte, daß ich in dem Haus neben dem Friedhof geboren sei und von meiner Mutter noch wußte, daß ich im Kinderbett stehend, Herrn Dendl imitierte, der oft auf der Straße vorbeiging. Nach meiner Aufforderung fragte mich dann meine Mutter: "Herr Dendl wie geht´s?" Worauf ich dann antwortete: "Gut geht, aber ni rengt!"

Sie erzählte, daß Herr Dendl, ein sehr umgänglicher freundlicher Mensch, Eigentümer eines größeren Bauernhofes nahe Jenkofen gewesen war, der sehr viel spazieren ging, weil er sich genügend Personal leisten konnte. Auf mehreren Bänken an seinem Spazierweg legte er regelmäßig Ruhepausen ein.

Der ausbleibende Regen war anscheinend seine einzige Sorge.


Diese Rahmen mit Granatsplittern hängen in der Kirche als Erinnerung an das Ende des 2. Weltkriegs.

 

 

 

 

 

Ein Geschoss, das im Ort gefunden wurde.

Ich selbst kann mich an einen alten Armee-Jeep erinnern, der am Weg nach Landshut im Wald gelegen hatte und daß ich beim Tannenzapfen-Sammeln meine Wollhandschuhe verlor.

 

Meine Eltern hatten anfangs keine guten Erinnerungen an die Zeit in Jenkofen. Die Gründe dürften in den armseligen Lebensverhältnissen der Nachkriegszeit, im Verlust der Heimat mit der Hoffnung auf baldige Rückkehr, der Trennung von Verwandten und Bekannten durch Flucht und Vertreibung, und auch in den anfänglichen, wohl auch durch den ungewohnten niederbayerischen Dialekt bedingt, Schwierigkeiten mit den Einheimischen gelegen haben. Schließlich sahen diese in den Flüchtlingen Konkurrenz um Lebensmittel und Wohnraum. Man darf nicht vergessen, daß Immobilienbesitzer in den verbliebenen Bundesländern Lastenausgleichsabgaben für Flüchtlinge zu zahlen hatten.

 

Erst ca. 1966 war ich mit meinen Eltern zum ersten mal wieder in Jenkofen. Wir sind im Wirtshaus, das damals noch existierte, sehr freundlich aufgenommen worden, man freute sich sehr über das Wiedersehen. Auch der jungen Frau auf dem Friedhof war unser Familienname noch bekannt, obwohl sie damals noch gar nicht geboren  war.

Das Geburtshaus existiert nicht mehr, es war ein Holzhaus und einige Zeit nach unserem ersten Besuch einem Brand durch zündelnde Kinder zum Opfer gefallen.