Wie bei so vielen Deutschen hat der II.Weltkrieg erheblichen Einfluss auf die Familiengeschichte ausgeübt, meine Geschwister leben in Bayern, Baden Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen verstreut. Meine Eltern stammten aus Sachsen und Schlesien. Meine Großeltern väterlicherseits erlitten die Vetreibung aus Schlesien, meine Großeltern mütterlicherseits blieben in ihrem Haus in der Nähe Dresdens und lebten bis zu ihrem Tod in der DDR.
Das Haus wurde nach ihrem Tod noch vor der Wende verkauft und in den letzten Jahren vom neuen Eigentümer aufwendig umgebaut.
Bei Kriegsende lernten sich meine Eltern in Landshut kennen, wo mein Vater als kriegsbeschädigter Leutnant im Lazarett war. Meine Mutter war dort als Kindermädchen bei einer ehemals reichen Familie auf der Flucht gelandet.
Sie hatte vorher sogar eine Zeit lang bei dem bekannten Schauspieler Heinrich George in Hamburg den kleinen Götz George betreut.
Die schlesischen Großeltern mußten im bitterkalten Januar 1945 aufgrund der näher kommenden russischen Armee die Flucht antreten, wobei Briefe meiner Oma an meinen Vater erhalten blieben und später mit Schreibmaschine abgeschrieben wurden.
Als Flüchtlingskinder wurden wir in der Schulzeit von den "eingeborenen Bayern" immer wieder geärgert, weil wir keinen Dialekt sprachen. In unserer Neubausiedlung konnten wir ihn kaum lernen, weil dort eine aus vielen Provinzen zusammengewürfelte Bevölkerung wohnte. Sudetendeutsche, Sachsen, Schlesier, Siebenbürger Sachsen, Banater- u. Donauschwaben, alle mit ihrer eigenen Geschichte. Der Schlesierverein veranstaltete in der Freibadgaststätte seinen eigenen Faschingsball und jede Gruppe hoffte anfangs auf baldige Rückkehr in die angestammte Heimat.
Zur geschichtlichen Einordnung:
Am 13.2.1945, dem Datum des vorletzten Briefes, wurde Dresden bombardiert.
Meine Mutter hat manchmal erzählt, dass an diesem Abend von Königsbrück aus das Feuer über Dresden, also etwa 30 km zu sehen war.