Die Idee
Bei einer Geburtstagsfeier 2020 kam die Idee zu einer Fahrt mit einem Havelfloß auf. Da ich aus einigen Besuchen die Havelgegend bereits kannte, war die Zustimmung kein Problem.
Buchung
Ein Artikel in der ADAC-Motorwelt Im Januar erinnerte uns wieder an die Urlaubsplanung. Ein paar Whatsapp-Nachrichten später war der Urlaub trotz unklarer Coronalage gebucht und kurz vor Abfahrt waren die Hindernisse entfallen.
Charterschein
Meine Bootserfahrung machte mich zum einstimmig gewählten Bootsführer. Eine kurze Einweisung und eine Probefahrt mit zweimal Anlegen mußte bei einer Zahlung von 45€ für den Charterschein genügen.
Wie sich später herausstellte, blieben aber Wissenslücken, vor allem hinsichtlich der Reaktionszeit des Kahns und dem sinnvollen Einsatz von Heck-u. Bugstrahlruder.
Ich möchte es beim nächsten mal besser machen und vermeiden, dass wir eine neue rechte Ecke brauchen.
Oben rechts der Bootsanleger in Hohennauen.
Das Kirchlein von Hohennauen vom Bootsanleger aus.
Das Denkmal für Wilhelm I in der Opikstadt Rathenow, rechts die Kirche St. Marien und Andreas mit den drei Havelkiekern, die früher auf Frachtschiffe zum Be-/Entladen warteten und von denen regelmäßig einer ins Hafenbecken spuckt.
Hafengebäude, das heute ein Blumenladen ist und Blick auf die Stadtschleuse.
Das Schleusenhäuschen in Rathenow.
Während die großen Havelschleusen zentral gesteuert werden, ist die Sportbootschleuse Rathenow noch mit Personal besetzt.
Noch ein Blick auf den mächtigen Kirchturm in Hohennauen und zurück zum Floßanleger an dem die Übergabe erfolgte.
Nach einem guten Abendessen am ersten Abend beim "Seewirt" wurden wir noch von einem Abendrot belohnt.
Unterwegs nach Brandenburg.
In Premnitz hat sich seit 1900 viel Industrie u.A. ein Chemiefaserwerk, angesiedelt. Eines der Pumpwerke für Havelwasser hat oben eine Aussichtsplattform. Von der Tankstelle hat mich ein Lieferwagen einer schwäbischen Firma mit sächsischem Fahrer, mit den Benzinkanistern zum Floß gefahren. Ein Trinkgeld war selbstverständlich. Am Abend gab es Pizza aus dem Pappkarton weil die Gatronomie als Folge der Coronawelle erst langsam in Fahrt kam.
Die Jahrtausendbrücke (fertiggestellt 2000) in Brandenburg und rechts der Anleger bei REWE in Brandenburg.
Wie man sieht, gibt es führerscheinfreie Flöße in allen Größen zu mieten.
Nochmal die Stadtschleue in Rathenow, unterwegs nach Havelberg,
unser Liegeplatz in Havelberg, die Schleuseneinfahrt in Garz.
Sehenswertes am Ufer, (Bilder aus früheren Urlauben):
Das Plauer Schloss, der Dom in Havelberg und die Fassade der Johanniskirche in Brandenburg. Die einsturzgefährdete Kirche in der Nähe des Anlegers wurde mit einem Stahlskelett gesichert und mit Glasfassade abgeschlossen.
Logbuch
Montag 14.06.2021
mittags: Einweisung zum Floß und Probefahrt mit An-und Ablegen für den Charterschein
13:50 abgelegt zur Rundfahrt über den Hohennauener - und Ferchesarer See.
In Hohennauen wieder angelegt.
Dienstag 15.06.
9:40 abgelegt in Richtung Rathenow
Schleuse 11:40 Tanken bei km 95 mit Anker
15:08 Schleuse Bahnitz bis
17:00
17:50 Pritzerbe - Marina
Abendessen
Übernachtung am Gaststeg
Mittwoch 16.06.
9:40 Pritzerbe abgelegt nach Brandenburg
Benzinkanister gefüllt bei Marina Brandenburg um 12:53
Durchfahrt durch Brandenburg bis Beetzsee / Regattastrecke
angelegt in Brandenburg- "Besichtigung" Johanniskirche und Slawendorf
18:30 bei Rewe abgelegt, zum Breitlingsee, vor Anker gegangen
Übernachtung im Breitlingsee ausserhalb der Fahrrinne
Donnerstag 17.06.
9:50 Breitlingsee abgelegt, Abstecher in den Wendtsee,
bei Schleuse zum Elbe-Havel-Kanal gewendet
12:15 bis 14:45 Schleuse Bahnitz
Premnitz - tanken und Badepause
21:00 bei km 94 geankert
Übernachtung auf der Havel
Freitag 18:06.
9:15 abgelegt bei km 94
10:30 Schleuse Rathenow
13:00 geplante Tankpause, Tankstelle Grütz geschlossen
19:00 Havelberg
Übernachtung am Gaststeg
Samstag 19.06
Tanken um 6:44
10:00 abgelegt, kurze Fahrt Richtung Havelmündung, bei km 148,5 gewendet
12:30 Strodehne angelegt
Übernachtung am Gaststeg
Sonntag 20.06.
8:30 abgelegt in Strodehne
8:50 nachgetankt
9:05 Schleuse Garz -Frühstück
10:15 abgelegt
11:50 Schleuse Grütz
12:20 Einfahrt - 13:00 Ausfahrt
13:50 Einfahrt Hohennauener Wasserstraße
14:20 festgemacht in Hohennauen
Montag 21.06.
10:00 Abrechnung und Abnahme
Letzter gemeinsamer Kaffee im Netto in Rathenow
gesamt gefahrene Kilometer: ca. 214, Verbrauch ca. 120 l
Bilder unseres Floßes auf der Hompage des Vermieters: https://www.havelland-hausboote.de/hausboote/hausboot-iii
Fazit:
Eine herrliche Reise und ein Abenteuer. Als Folge von Corona und der in Richtung Havelberg immer dünner werdenden Besiedlung war es nicht so leicht, sich mit Lebensmitteln zu versorgen bzw. geöffnete Gasthäuser zu finden. Man mußte sich etwas einfallen lassen, damit man immer genügend Essen, Getränke und Benzin zur Verfügung hatte. Einass in Gaststätten meist nur nach Voranmeldung.
Das Floß war mit einer großen Solaranlage ausgestattet, die uns während der ganzen Zeit von einem Landanschluss unabhängig machte. Gekocht wurde mit Gas, mit dem man im Zweifelsfalle auch heizen könnte.
Der Umgang mit dem behäbigen Floß, das nur langsam auf das Steuerrad reagiert, ist gewöhnungsbedürftig. Erst nach und nach habe ich den Nutzen von Bug- und Heckstrahlruder schätzen gelernt. Beim Warten auf die Einfahrt in die Schleuse Garz herrschte Seitenwind, den ich mit den Strahlrudern ausglich, plötzlich schaltete das Bugstrahlruder mit einem Warnton ab und ließ sich längere Zeit nicht mehr aktivieren. Während der Wartezeit beim Schleusen war ich sehr nervös, weil ich mir Sorgen wegen der Ausfahrt ohne Seitenruder machte. Gott sei Dank ließ es sich bei der Ausfahrt wieder einschalten. Der Grund fürs Abschalten, Überlastung oder ein Fremdkörper, wird ungeklärt bleiben.
Der Tank mit 25 l und zwei Kanister mit je 20l, die ungenaue Tankanzeige und nur die eine Bootstankstelle an der Havel in Brandenburg machen genaue Planung der Benzinversorgung nowendig. Eine der Bootstankstellen, im Handbuch noch eingetragen und in einem Filmbericht über die Havel mitsamt Inhaber gezeigt, war zwischenzeitlich stillgelegt. Eine Sackkarre, um die Kanister von Strassentankstellen zum Floß zu bringen, wäre sinnvoll, ebenso ein Schüttelschlauch zum Umfüllen. Es ist gut, wenn man weiß, wie die Spritzuleitung entlüftet wird, nachdem man einen Tank leergefahren hat!
Eile ist nicht angebracht, der niedrige Wasserstand zwang zu längeren Wartezeiten an den Schleusen weil die Schleusenwärter zum Wassersparen angehalten waren.
Natur pur, riesige unberührte Flächen flußabwärts. Ich hatte das Glück, seltene, flugunfähige Großtrappen und einen Kranich zu entdecken.
Man muß die Brandenburgische Mentalität der Leute kennen, wie sie in dem Reiseführer "Gebrauchsanweisung für Brandenburg" von ......im Kapitel "Belehrung" beschrieben ist. Ein Verantwortlicher eines Bootsvereins, der den Anleger in XYZ mitbetreut, kam am Nachmittag vorbei, als wir gerade gemütlich unsere Wegzehrung verspeisten, und klärte uns darüber auf, daß wir zuerst hätten anrufen müssen, um unsere Liegegebühr zu zahlen und den Schlüssel für den Zugang zu erhalten. Erst im Nachhinein liess er sich überzeugen, daß wir dies längst vorschriftsmäßig bei seinem Kollegen erledigt hatten.
Beim ersten Anruf beim nahegelegenen Gasthaus wurden uns wegen einer geschlossenen Veranstaltung abgesagt. Kurze Zeit danach rief uns der Wirt aber nochmals an, um uns mitzuteilen, dass er am Abend 4 Plätze reserviert hätte.